In Kontakt mit mir selbst treten – Teil 2
Frisch gebackene Eltern befassen sich relativ schnell damit, Rituale einzuführen. Durch diese lernen bereits Babys den Tagesrhythmus kennen und verbinden mit der Zeit immer mehr Eindrücke und Zeitgefühl mit den jeweiligen Ritualen.
Oft vergessen wir Erwachsene, dass Rituale aber auch für uns sehr wichtig sind.
Rituale verleihen uns Stabilität und ein gewisses Maß an Sicherheitsgefühl.
Das Wort Ritual wird vielleicht von vielen eher im Zusammenhang von feierlichen Zeremonien gesehen, bei denen es ganz starre und festgelegte Abläufe gibt.
Der tägliche Kaffee am Morgen mag dabei für einige aber genauso als Ritual gelten, auch ohne feierliches Drumherum. Es erscheint uns vielleicht nur als ein starrer und festgelegter Punkt im Tagesablauf sein, wird aber genaugenommen doch zelebriert.
Solche Fixpunkte haben wohl alle in ihrem Tagesablauf. Sie helfen uns, etwas Struktur in den Tag zu bringen, wir verbinden Vorfreuden damit und sind so eventuell motivierter durch unliebsame Tagesbegebenheiten durchzugehen.
Der verordnete Heimaufenthalt im Moment bringt eventuell den einen oder anderen Fixpunkt ganz schön durcheinander, was dazu führen kann, sich in der jetzigen Situation noch haltloser zu fühlen.
Wir vollziehen unsere Rituale relativ automatisch, spüren jedoch, dass etwas nicht stimmt, wenn sie mal nicht eingehalten werden. Das heißt aber nicht, dass wir sie nicht ändern können.
Eine gute Idee ist, sich einfach einmal hinzusetzen und sich einen idealen Tag mit Homeoffice bzw. mit/ohne Homeschooling der Kinder, Partnerschaftspflege, Hobbies in den 4 Wänden vorzustellen und aufzuschreiben. So können wir leichter etwas Struktur in den neuen Alltag bringen. Wichtig dabei, sich auch zu überlegen, was ich machen kann, damit ich auch zu Hause allein oder gemeinsam mit meiner Familie Kraft tanken kann. Wo kann ich am leichtesten abschalten evtl. mit Gesellschaftsspielen, gemeinsames Malen (Mandalas wirken sehr beruhigend, die Gedanken schalten ab, wenn man sie mal probiert) u.v.m.
PACE – ein morgentliches Ritual zum Ausprobieren
Als tägliches Ritual am Morgen möchte ich euch PACE vorstellen. Das sind 4 Übungsschritte, die ganz leicht und schnell zu vollziehen sind und uns gut in den neuen Tag geleiten sollen. Das lässt sich auch mit den Kindern, einfach mit der ganzen Familie erledigen und bringt gleich eine gemeinsame Aktivität in der Früh.
PACE
P steht für POSTITIV (positve Einstellung)
A steht für AKTIV
C steht für CLEAR / Klar
E steht für Energievoll
Schritt 1
Wir starten bei E
Dazu ein Glas mit Leitungswasser trinken.
Unser Körper besteht zu rund 70% aus Wasser, weswegen es auch notwendig ist, ihm dieses immer wieder in reiner Form zuzuführen. So erhält unser Körpersystem gleich einen Energieschub.
Schritt 2
Weiter geht es mit C
Rechts und links des Brustbeins unterhalb des Schlüsselbeins befindet sich jeweils 1 Grübchen. Hier massieren wir mit dem Daumen auf der einen bzw. mit Zeige- und Mittelfinger auf der anderen Seite diese Stellen; mit der anderen Hand massieren wir um den Bauchnabel herum. +/- 20 Sekunden
Dadurch wird die Sauerstoffzufuhr im Gehirn angeregt. Das Gehirn schaltet wenn man so will von Stand-by auf die volle Leistung und wir können klar denken.
Schritt 3
Wir werden aktiv mit A
Wir wissen, dass die rechte Gehirnhälfte die linke Körperhälfte steuert und umgekehrt. Deswegen dürft ihr hier ganz einfach Überkreuzbewegungen machen – ihr seid also aktiv am tun. Was heißt überkreuzt? Im Wechsel werden zuerst rechter Arm gleichzeitig mit linkem Bein angehoben, dann linker Arm mit rechtem Bein und so weiter.
Das lässt sich auch super mit Musik untermalen. Spezieller Tipp: Baby Elephant Walt von Henry Mancici.
Schritt 4
Am Ende das P
mit einer 2-teiligen Übung
Die innere Haltung zu sämtlichen Dingen spielt eine wesentliche Rolle in allen Belangen. Eine positive Grundeinstellung baut uns auf. Genau dazu soll diese Übung dienen.
Sie kann im Stehen, Sitzen oder auch liegend durchgeführt werden.
1. Teil:
Rechtes Bein in Höhe des Fußknöchels mit dem anderen Bein überkreuzen.
Rechten Arm über das linke Handgelenk kreuzen und Finger verschränken, dann die zusammengelegten Hände zur Brust ziehen.
Langsam und ruhig weiteratmen, wobei beim Einatmen die Zungenspitze den Gaumen hinter den Schneidezähnen berühren soll und beim ausatmen wieder lösen und entspannen.
So lange bleiben wie es sich gut anfühlt, sich am besten richtig Zeit lassen…
2. Teil:
Erste Position lösen und die Füße nebeneinander auf dem Boden fest abstellen. Dann einfach die Fingerspitzen vor der Brust zueinander führen und verweilen. Dabei wieder die Zungenspitze beim Einatmen an den Gaumen legen, beim Ausatmen lösen.
Diese Fingerposition sehen wir mittlerweile bei Politikern schon des Öfteren. Sie sammeln sich so besser und konzentrieren ihre Kraft bei sich.
Wenn diese Übung mit Kindern gemacht wird, einfach mitmachen lassen ohne genau auf die Details zu pochen. Am Anfang ist es wichtiger, sie in den Ablauf mit einzubeziehen, als jede Kleinigkeit genau einzufordern.
PACE eignet sich wirklich gut als Start in den neuen Tag, aber auch in jede neue Situation.
Ich empfehle wirklich, das mal für 14 Tage zu probieren und in sich spüren, was sich innen tut, wie es sich anfühlt.